Ausgangsbeschränkungen, Geschäftsschließungen, Veranstaltungsverbote – das Geschäft von Unterwegsversorgern wie Tankstellenshops und Kiosken ist in den vergangenen Monaten enorm beeinträchtigt worden. Und ist es zum Teil noch immer. Wie sie die Corona-Pandemie bisher erlebt haben und welche Herausforderungen, aber auch Chancen sie ihnen beschert hat, das haben uns Shopbetreiber aus ganz Deutschland berichtet.

Hinweis: Zusätzlich zu diesem Bericht veröffentlichen wir in den kommenden Tagen Interviews mit Shopbetreibern hier im Lekkerland Online-Magazin „Unterwegs“. Das erste Interview, mit Marco Nußbaum aus Köln, können Sie hier lesen.

Mitte März bleiben die Kunden auf einmal weg – von heute auf morgen

Ein Stopp bei „Nussi’s Eck“ gehört für viele Arbeitnehmer und Schüler im Kölner Stadtteil Mülheim zur morgendlichen Routine. Bis Mitte März hatte das Frühstücksgeschäft des Kiosks von Inhaber Marco Nußbaum gebrummt. Vier Mal am Tag hatte er Brötchen und Croissants aufgebacken; zudem einige Kannen Kaffee gekocht.

Doch seit Mitte März bleiben die Kunden aus, von einem Tag auf den anderen. Viele Unternehmen haben ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt, die Schulen sind geschlossen. „Mein Frühstücksgeschäft ist vollständig eingebrochen. Ich backe nur noch einmal am Tag Brötchen und Croissants auf und bin abends froh, wenn ich selbst die wenigen Teile verkauft habe“, erzählt Marco Nußbaum.

Ähnliche Erfahrungen haben Betreiber und Pächter von Tankstellenshops, Kiosken und andere Unterwegsversorger in ganz Deutschland gemacht. Rund um den Kiosk von Jürgen Hentschel zum Beispiel herrscht normalerweise reges Treiben: Der nicht begehbare Klappenkiosk befindet sich in der Fußgängerzone von Essen Steele, wo sonst das ganze Jahr über viele Veranstaltungen stattfinden. „Viele Besucher holen sich dann bei mir am Kiosk Getränke, die günstiger sind, als am Getränkestand. Das fällt in diesem Jahr leider alles weg“, erzählt Jürgen Hentschel.

Insbesondere die Nachfrage nach Snacks sowie nach Getränken ist – teilweise deutlich – zurückgegangen, berichten viele Shopbetreiber.

Nahversorger-Artikel gefragt, stabile Nachfrage nach Tabak- und Prepaid-Produkten

Zum Teil ist dafür die Nachfrage nach anderen Produkten gestiegen oder zumindest stabil geblieben. Tabakwaren und Prepaid-Produkte, mit denen sich beispielsweise im Internet Einkäufe oder Spiele bezahlen lassen, sind überall gefragt.

Das galt, insbesondere zu Beginn der Coronakrise, auch für Nahversorgungsartikel wie Toilettenpapier und Nudeln. So hat es beispielsweise Torsten Hamp erlebt, der in Bremen unter anderem einen Kiosk betreibt. Marco Nußbaum aus Köln erzählt, dass sogar neue Kunden zu ihm gekommen sind, um Nahversorgungsprodukte zu kaufen.

Dabei kommt Unterwegsversorgern wie Kiosken und Tankstellenshops zugute, dass „es bei uns schnell geht und die Kunden nicht lange warten müssen – dadurch vermeiden sie Ansteckungsrisiken“, sagt Yvonne Hamp aus Bremen, die ihren Mann bei der Shopführung unterstützt. Und die Kunden von Marco Nußbaum aus Köln erzählen ihm, „dass sie lieber in meinem kleinen Geschäft einkaufen als im Supermarkt, wo sich bei der größeren Anzahl von Menschen schon mal die Abstandsregeln nicht einhalten lassen“.

So können Unterwegsversorger auch in der Krise ihre Vorteile im Vergleich zu anderen Einkaufsstätten ausspielen.

Für manche bedeutet die Krise – unter anderem abhängig von Standort und Sortiment – dennoch eine ernste Bedrohung. Jürgen Hentschel aus Essen beispielsweise hat die Soforthilfe in Anspruch genommen, die als Reaktion auf die Coronakrise bereitgestellt wurde. Ob das reicht, hänge unter anderem davon ab, „wie lange die Krise dauert“, sagt er.

Der Shopalltag hat sich verändert

Für alle Unterwegsversorger gilt: Dass der Shopalltag nicht mehr derselbe wie vor Beginn der Corona-Pandemie ist. „Normalerweise gehört der tägliche Schnack einfach dazu“, sagt Torsten Hamp aus Bremen. Doch jetzt gehe es darum, dass die Kunden den Shop möglichst schnell wieder verlassen können, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren und um Platz für den nächsten Kunden zu machen.

Hinzu kommen Regelungen wie die Maskenpflicht und das Abstandsgebot, deren Durchsetzung nicht immer leicht ist. Alle Shopbetreiber haben wohl schon Situationen erlebt, in denen Kunden ohne Mund-Nasen-Bedeckung den Shop betreten wollten und wenig Verständnis für entsprechende Regelungen hatten.

 

„Es wird dauern, bis wieder Normalität einkehrt“

Doch an die Vorgaben müssen sich die Kunden gewöhnen, denn manche werden wohl noch einige Zeit bestehen bleiben. So ist auch der Shopalltag, wie man ihn kennt, wohl noch weit entfernt. „Ich denke, dass sich die Lage nun langsam wieder erholt und die Menschen wieder mehr rausgehen und auch für unterwegs mehr einkaufen. Trotzdem wird es bestimmt bis nach den Sommerferien dauern, bis wieder Normalität einkehrt“, sagt Marco Nußbaum aus Köln. Und Torsten Hamp aus Bremen hofft, „dass wir uns bald wieder mehr Zeit für die Kunden nehmen können“. Wieder mit den Kunden schnacken können – auch das wäre ein Schritt zurück in die Normalität.

Bild: RealPeopleGroup